Politik

Öko-Siegel für Hessens Forst in der Kritik

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Ein TV-Beitrag hat Besorgniserregendes über das FSC-Siegel recherchiert, nach dem auch Hessens Staatswald zertifziert ist. Am Donnerstag wird darüber in der Landeszentrale für politische Bildung debattiert.

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WIESBADEN – FSC: Hessens Landesregierung schwört auf dieses Siegel. Es steht für Forest Stewardship Council, bescheinigt dem Wald, dem es verliehen wurde, dass dort nach ökologischen und sozialen Maßstäben gewirtschaftet wird. Nahezu der gesamte Staatsforst in Hessen ist Ökowald nach den Vorgaben des FSC zertifiziert. Im Landtag war das weitgehend unbestritten. Doch jetzt haben Journalisten Bedenkliches zu FSC recherchiert, daraus einen anderthalbstündigen Beitrag gemacht, den der Fernsehsender Arte ausgestrahlt hat. Titel: „Die Ausbeutung der Urwälder: Kann ein Öko-Siegel die Forstindustrie stoppen?“

Tropenholz-Schmuggel in Kambodscha

Die Journalisten haben über „Tropenholz-Schmuggel“ in Kambodscha berichtet: Holz, das dort in Naturschutzgebieten illegal gefällt wurde, das in Vietnam zu Gartenmöbeln verarbeitet wird, die in Europa mit dem FSC-Siegel verkauft werden. Sie haben FSC-Holz aus dem Regenwald des Amazonas gefunden, das mit Holz gemischt wurde, dessen Herkunftspapiere gefälscht waren. Und sie berichteten über den Kahlschlag in den Urwäldern Russlands, gerechtfertigt unter der Aufsicht und mit dem Siegel des FSC.

In Wiesbaden wird am Donnerstag in der Landeszentrale für politische Bildung (ab 17 Uhr) über den TV-Beitrag diskutiert. Und das kann spannend werden. Mit dabei ist Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs Hessen-Forst. Er war ursprünglich kein Freund des FSC-Siegels, hat es aber akzeptieren müssen, weil Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) darauf bestand.

Mit dabei ist auch Manfred Ladwig, einer der Autoren der TV-Dokumentation. Und er dürfte Kontra kriegen von Lars Hoffmann, Sprecher von FSC Deutschland. Im Gespräch mit dieser Zeitung hat sich Hoffmann vorab eindeutig positioniert. Das TV-Team habe sich „redlich bemüht, dem FSC so ziemlich alles in die Schuhe zu schieben, was in den Wäldern der Erde Schlimmes passiert“. Die Demontage des FSC als Organisation sei von Anfang an das Ziel dieses Filmes gewesen. Die Macher hätten dabei „völlig ignoriert“, dass FSC in vielen Teilen der Erde „einen substanziell positiven Beitrag“ dazu leiste, Wälder zu erhalten und die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern.

Greenpeace war eines der Gründungsmitglieder von FSC. Mittlerweile hat sich die Umweltorganisation zurückgezogen. Sie hatte vergebens auf noch schärfere Regeln gedrängt, damit weltweit Urwälder geschützt werden und möglichst neue Urwälder entstehen können.

Über den Arte-Beitrag schreibt Greenpeace: „Andere Holzlabels sind noch schwächer und schlechter als FSC.“ Doch brauche es das FSC-Label weiterhin für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wirtschaftswäldern. Voraussetzung sei: „FSC muss sich dringend aus der Abholzung von schützenswerten Urwaldgebieten zurückziehen.“

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