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An den Berufsschulen droht Lehrermangel

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Um Pensionäre zu ersetzen, müssten an den Berufsschulen jährlich 300 neue Lehrer eingestellt werden. Derzeit gibt es aber nur 150 Hochschulabsolventen pro Jahr.

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WIESBADEN – Nicht nur an Grund- und Förderschulen, auch an den hessischen Berufsschulen droht in den kommenden Jahren Lehrermangel in erheblichem Ausmaß. Das ergibt sich aus einer Studie des Forschungsinstituts Bildungs- und Sozialökonomie, das die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen am Dienstag in Wiesbaden vorstellte.

Danach muss bis zum Jahr 2030 fast jeder zweite der aktuell 9600 Berufsschullehrer im Land ersetzt werden, vor allem wegen regulärer Pensionierungen. Die GEW erwartet einen jährlichen Einstellungsbedarf von 300 Berufspädagogen. Im vergangenen Jahr hätten aber nur 150 junge Leute einen Masterabschluss erreicht, erläuterte die GEW-Landesvorsitzende Birgit Koch. Zudem gehe die Zahl der Studenten für das Berufsschullehramt zurück, auch bei den Studienanfängern.

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Der Bedarf an Lehrkräften werde in den kommenden Jahren konstant bei etwa 9500 bleiben, da sich Prognosen über zurückgehende Schülerzahlen als falsch erwiesen hätten, sagte GEW-Bildungsreferent Roman George. 2030 werde es laut der Studie in Hessen 185 000 Berufsschüler geben, so viele wie im vergangenen Jahr.

Schon heute sind die Berufsschulen laut GEW in erheblichem Umfang auf Seiteneinsteiger ohne berufspädagogische Ausbildung angewiesen – neben Gymnasiallehrern auch auf Ingenieure. Sie für den Schuldienst zu gewinnen, werde wegen des allgemeinen Fachkräftemangels immer schwieriger, berichtete der Leiter der GEW-Fachgruppe Berufsschulen, Ralf Becker. Industriebetriebe böten eine deutlich bessere Bezahlung und kürzere Arbeitszeiten. Probleme gebe es nicht nur in den bekannten Mangelbereichen Elektro-, Metall- und Informationstechnik, sagte Tilmann Stoodt, Leiter einer Frankfurter Berufsschule. Auch in anderen Berufsfeldern gelinge es immer seltener, Ingenieure einzustellen.

Ein Nadelöhr auf dem Weg zum Berufsschullehrer sei der Vorbereitungsdienst, erläuterte Becker. Das Land stelle lediglich 240 Referendariatsplätze im Jahr zur Verfügung. Das reiche nicht einmal aus, um den vom Kultusministerium selbst benannten Ersatzbedarf zu decken. Nach aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz liege der Bedarf in Hessen bei 360 Plätzen in diesem, 250 im kommenden und 290 Stellen im Jahr 2020.

Zu den seit vielen Jahren bekannten Mangelfächern wie Metall- und Elektrotechnik seien inzwischen Chemie, Biologie, Physik sowie Informatik hinzugekommen, sagte der SPD-Bildungspolitiker Christoph Degen. Auch in den Fächern Gesundheit, Sozialwesen und Sozialpädagogik könne der Bedarf an Lehrkräften in Hessen schon heute nicht gedeckt werden. Degen appellierte an die Landesregierung, den Vorschlag der SPD aufzugreifen und ein Hessenstipendium für diese Mangelfächer zu initiieren, um den eklatanten Lehrkräftemangel endlich zu beenden.

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