Wirtschaft

Hannover Messe: Keine industrielle Revolution ohne 5G

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Die digitale Vernetzung der Produktion ist seit Jahren Dauerthema auf der Hannover Messe. In diesem Jahr ist zu sehen, wie wichtig dafür die mobile Datenübertragung ist.

Wenige Menschen, selbstfahrende Maschinen – eine Vision der Firma Bosch

Roboter vollführen die wildesten Aufgaben, ihre menschlichen Kollegen tragen Virtual-Reality-Brillen und sorgen per Datenhandschuh dafür, dass der 3D-Drucker das richtige Teil “just in time” ausspuckt – all das haut in Hannover keinen mehr vom Hocker. Zumindest nicht die Besucher der Industriemesse, die weltweit größte ihrer Art.

Seit Jahren wiederholen sich die Bilder, mit denen sich Aussteller auf der Messe präsentieren. Doch das Wesentliche ist ja bekanntlich für die Augen unsichtbar. Während die Hallen also aussehen wie 2014, ist die Technik doch auf dem allerneuesten Stand.

“Integrated Industry – Industrial Intelligence” lautet das Motto der Messe in diesem Jahr. Es geht also viel um künstliche Intelligenz und auch um komplexe Anlagen, die sich selbst warten oder zumindest Bescheid geben, wenn etwas nicht stimmt.

Intelligent und schnell

“In den vergangenen fünf oder sechs Jahren haben wir daran gearbeitet, die weltweite Leitmesse für ‘Industrie 4.0’ zu sein, also für die digitale Vernetzung einer Fabrik”, sagt Jochen Köckler, Vorstandschef des Veranstalters Deutsche Messe AG. “Jetzt wird hier gezeigt, dass die Vernetzung mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G noch einmal einen richtigen Schub bekommt.”

Was das heißt, zeigen mehrere Hersteller in der 5G-Arena. Hier wurde ein funktionierendes 5G-Testfeld errichtet, in dem Maschinen mit dem 100-fachen der bisherigen Geschwindigkeit miteinander kommunizieren. Das sieht auf den ersten Blick gar nicht so spektakulär aus – man sieht Roboter, die Dinge tun und Transportwagen, die selbstgesteuert umherfahren. Und doch ist es ein Qualitätssprung: Mehr Sensoren, mehr Datenausstausch, aber keine Kabel. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern macht die Maschinen flexibler.

Wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten, sollten beide freundlich sein

Mit oder gegen China?

In Deutschland läuft gerade die Versteigerung der 5G-Frequenzen, gleichzeitig wird über die Frage gestritten, wie sehr chinesische Firmen wie Huawei beim Aufbau der dafür nötigen Infrastruktur beteiligt werden sollen.

Messe-Chef Köckler hofft, dass die deutsche Politik die Entwicklung bei 5G nicht verzögert. “Die Politiker müssen wirklich zusehen, dass sie den richtigen Rahmen schaffen, um diese Technologie auch zu nutzen”, so Köckler zur DW. “Denn China, von da kommen die meisten unserer Aussteller, setzt ganz auf diese Technologie. Die messen sich da richtig.”

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich in ihrer Eröffnungsrede gegen ein Huawei-Verbot aus. “Ich bin dagegen, dass wir einfach per Definition jemand ausschließen”, sagte sie am Sonntagabend, ohne China oder den Netzwerkausrüster Huawei namentlich zu erwähnen. “Wichtig sind die Standards, die eingehalten werden müssen.”

Geld verdienen, aber wie?

Mehr als früher stehen in diesem Jahr auch digitale Geschäftsmodelle im Fokus der Aussteller – Antworten also auf die Frage, wie man mit all der Vernetzung auch Geld verdienen kann.

“Die Digitalisierung der Geschäftsmodelle ist ein Dekadenprojekt. Und die Hannover Messe ist für uns der Pulsmesser, wo wir auf diesem Weg stehen”, sagt Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer beim Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer. Die deutschen Firmen hätten gut zwei Drittel des Weges hinter sich gebracht und seien jetzt in der Lage, ihren Kunden neue Produkte und Prozesse anzubieten. “Wir stehen kurz vor der Schwelle, damit auch Geld zu verdienen.”

Rund 60 Prozent der Aussteller in Hannover kommen aus dem Ausland

Industrie- oder IT-Messe?

Digitale Geschäftsmodelle, die Auswertung großer Datenmengen (Big Data), Dienstleistungen über die Cloud – die Grenzen sind endgültig verschwommen zwischen den Themen der Industriemesse und der IT-Messe Cebit, die im vergangen Jahr eingestellt worden war.

Das Scheitern der Cebit in Hannover sei aber für die Industriemesse kein Grund zur Sorge, sagt Klaus Mittelbach, Verbandschef der deutschen Elektroindustrie (ZVEI). “Der entscheidende Unterschied zur Cebit ist, dass die Weltmarktführer in der Industrie eben aus Deutschland kommen. Sie haben hier ihren Unternehmenssitz, sind vielfach mittelständisch. Und das zeigt auch, auf welche Themen wir uns hier konzentrieren.”

Der Rest der Welt scheint sich daran nicht zu stören, ganz im Gegenteil. Messe-Chef Köckler freut sich über 6500 Aussteller, davon mehr als 1500 aus China. “Rund 60 Prozent der Firmen kommen aus dem Ausland, das ist unser höchster Stand bisher.”

Gastland ist in diesem Jahr Schweden, das in Hannover damit wirbt, den höchsten Anteil von Ökostrom in der Europäischen Union zu haben – und gleichzeitig den günstigsten Industriestrom in Nord- und Westeuropa. Grund genug für Amazon, in Schweden drei große Datencenter für seine Clouddienste zu bauen.

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