Wirtschaft

100-Milliarden-Euro-Weihnachten

0

Die Ziele des deutschen Einzelhandels sind hoch gesteckt: Mehr als 100 Milliarden Euro wollen die Händler dieses Jahr zu Weihnachten umsetzen. Aber die Konsumenten geben sich zögerlich.

In den allerletzten Tagen vor Weihnachten klingeln die Kassen in den Geschäften noch einmal besonders laut: “Das Weihnachtsgeschäft legt in den letzten Tagen vor Heiligabend erfahrungsgemäß noch einmal kräftig zu. Viele Kunden kaufen erst im Endspurt ihre Geschenke”, so Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer beim Branchenverband HDE.

Der Endspurt scheint auch nötig, wenn die 100-Milliarden-Euro Umsatz noch erreicht werden sollen, die der Verband in dieser Weihnachtssaison erwartet. Bislang waren die Einzelhändler nicht so recht zufrieden.

Nur für ein Viertel der vom HDE befragten Mitglieder laufen die Geschäfte gut. Dazu gehört der Geschäftsführer des Berliner Konsumtempels KaDeWe: “Wir in unserem Haus sind mit den Umsätzen zufrieden”, sagte Timo Weber zur DW. Beliebt in seinem Luxus-Kaufhaus seien etwa klassische Kaschmirpullover und Geschenke für das “Interior Design”, so Weber. “Und Spielwaren sind immer ein Thema.”

Allerdings sieht rund die Hälfte der Händler ihre Erwartungen in die wichtigste Verkaufssaison des Jahres bis dato nicht erfüllt.

Verhaltene Kauflaune? 

Das fügt sich in einen breiteren Trend ein: Die Anschaffungsneigung der Verbraucher, so zeigt es die traditionelle Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), nahm im Dezember nach zwei Monaten Anstieg in Folge ab. Die Kauflaune der Deutschen geht zurück, so die Konsumforscher. Dabei erwarten viele, dass ihr Einkommen sich verbessern könnte – kein Wunder: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist so niedrig wie selten zuvor, die Beschäftigung höher denn je.

Geschenke für 472 Euro pro Kopf?

Die Kauflaune mag etwas sinken, sie bleibt aber doch vergleichsweise hoch. Die Deutschen wollen für Geschenke zu Weihnachten im Durchschnitt rund 472 Euro ausgeben. Pro Kopf. So geht es aus in einer Verbraucherumfrage des ifes-Instituts hervor. Wird die 100-Milliarden-Euro-Marke beim Weihnachtsgeschäft geknackt, würde das einem Zuwachs von zwei Prozent entsprechen.

Die deutschen Konsumenten, so könnte man urteilen, tun also alles, um die Wirtschaft am Laufen zu halten: Der Anteil des privaten Konsums am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland liegt der GfK zufolge bei etwa 55 Prozent.

30 Millionen Weihnachtsbäume

Seinen Teil am deutschen Bruttoinlandsprodukt hat natürlich auch der deutsche Weihnachtsbaum. Ein großen Anteil: Im laufenden Jahr dürften rund 29,8 Millionen Weihnachtsbäume verkauft werden, weiß der Branchenverband der Holzindustrie (HDH). Das sind mehr als im Vorjahr. Auch weil sich laut Holz-Verband immer mehr Initiativen darum kümmern, die Innenstädte mit Weihnachtsbäumen auszuschmücken.

Der Weihnachtsbaum auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt ist 45 Meter hoch

Die Stadtmitte in so manchem Ort kann das gut gebrauchen. Geschäftsleute dort, so berichtet der Handelsverband HDE, vermelden gerade auch in den Nebenlagen besonders häufig nicht zufriedenstellende Geschäfte.

Eine Erklärung dafür kann man bei den Logistikern finden: Das Onlinegeschäft boomt. Der Umsatz im Onlinehandel legt um rund zehn Prozent zu, der stationäre Handel nur um ein Prozent.


  • Was die Deutschen sich Weihnachten schenken

    Frauen vs. Männer

    40 Prozent der befragten Frauen haben kein Problem, etwas gebrauchtes zu verschenken. Auch ein Drittel der vom Marktforscher Ipsos befragten Männer ist damit einverstanden. Elf Prozent der Befragten kaufen laut der Befragung gar keine Weihnachtsgeschenke.


  • Was die Deutschen sich Weihnachten schenken

    Aber nicht alles ist gebraucht

    472 Euro geben die Deutschen in diesem Jahr im Schnitt für Weihnachtsgeschenke aus, ergab eine Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Das sind knapp sieben Euro mehr als 2017 und fünf Euro weniger als 2016. Erwartet wird ein Geschäft von 100 Milliarden Euro.


  • Was die Deutschen sich Weihnachten schenken

    Gutscheine ganz vorn

    Gutscheine sind das beliebteste Geschenk für Weihnachten. 2018 will laut HDE jeder zweite Deutsche Gutscheine verschenken. Kupons für Bücher, Schmuck, Konzert und Theater sind besonders beliebt. Praktisch und einfach! Nach Angaben des Marktforschers GfK werden zu Weihnachten Gutscheine im Gegenwert von 1,8 Milliarden Euro (!) verschenkt.


  • Was die Deutschen sich Weihnachten schenken

    Und richtige Geschenke?

    Gibts auch! Jeder dritte Deutsche will Kleidung, Spielwaren und Bares verschenken. Nachhaltigkeit und Qualität sind wichtige Aspekte beim Kauf von Geschenken. Süßigkeiten, Sportgeräte, Spielzeug, Schmuck, Parfüms sind auch dabei.


  • Was die Deutschen sich Weihnachten schenken

    Black Friday und Cyber Monday

    Schon im November beginnen die Einkäufe für Weihnachten. Wie andere auch kaufen die Deutschen ein ganzes Wochenende lang ein – online. Sie gaben am Black Friday und am Cyber Monday etwa 1,8 Milliarden Euro aus.


  • Was die Deutschen sich Weihnachten schenken

    Das falsche Geschenk

    Nach der Bescherung kommt die Retoure: Nach Weihnachten werden über 40 Prozent der Online-Einkäufe zurückgeschickt. Mit knapp 79 Prozent schicken Frauen dabei deutlich mehr Waren zurück als Männer (21 Prozent), hat die Unternehmensberatung Deloitte herausbekommen.


  • Was die Deutschen sich Weihnachten schenken

    Dürfen nicht fehlen: Weihnachtsmänner und Nikoläuse

    Für die Advents- und Weihnachtszeit wurden in diesem Jahr in Deutschland 145 Millionen Weihnachtsmann-Figuren aus Schokolade produziert, rund zwei Drittel davon für den eigenen Markt. Macht rein rechnerisch 1,7 Stück für jeden Deutschen. Mittlerweile ist schon die Produktion von Osterhasen angelaufen.

    Autorin/Autor: Diana Carolina Piñeros


Und all diese Bestellungen am Computer müssen geliefert werden: “Kurz vor Weihnachten transportieren wir bundesweit bis zu elf Millionen Päckchen und Pakete täglich”, sagte eine Sprecherin des Paketdienstes DHL jüngst der “Berliner Zeitung”. An normalen Tagen sind es 4,6 Millionen Päckchen.

Die Pakete hätten aber bis zum 20. Dezember zur Post gebracht werden müssen, um rechtzeitig anzukommen.

Wer das nicht geschafft hat, dem bleibt immerhin noch ein Geschenk-Gutschein per Express – jeder zweite Schenker denkt einer weiteren Umfrage zufolge daran. Und das hilft dann vielleicht auch nach Weihnachten, den Konsum zu steigern.

 ar/bea (dpa, afp, rtr – Archiv)

Astro-Alex ist gestartet – “Nächster Halt ISS”

Previous article

Japan: Ghosn bleibt in Haft

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Wirtschaft