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Noch keine Waschbär-Probleme in Rheinland-Pfalz

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In Hessen ist die Schonzeit für Jungwaschbären vielleicht bald zu Ende. So ein Vorhaben der neuen schwarz-grünen Landesregierung. In Rheinland-Pfalz sieht die Situation noch anders aus.

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MAINZ/WIESBADEN – Noch ist die neue hessische schwarz-grüne Landesregierung nicht in Amt und Würden, da sorgt eines ihrer geplanten Vorhaben für Aufsehen. Es geht um die Schonzeit für Jungwaschbären. Seit den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts haben sich Waschbären von Nordhessen ausgebreitet, gelten mittlerweile aber überall im Land als Plage. Die hessischen Grünen und die CDU überlegen daher, die Schonzeit für Jungwaschbären (1. März bis 31. Juli) aufzuheben, damit auch die bis zu einem Jahr alten Wildtiere ganzjährig bejagt werden könnten.

Die hessische Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin ist gegen die Aufhebung der Schonzeit – für sie wäre es ein Sieg der Jäger-Lobby. Die jungen Wildtiere zu schießen, sei der falsche Weg. In den vergangenen Jahrzehnten sei die Jagd auf Waschbären wenig hilfreich gewesen, um die Population zu regulieren. Der Verein Wildtierschutz Deutschland schlägt ebenfalls Alarm, verurteilt „das grausame Töten von Jungwaschbären“.

Gebäudeschäden und Gefährdung der Artenvielfalt

„Noch sind die Waschbären für uns in Rheinland-Pfalz kein Problem“, sagt Franziska Richter, Sprecherin des Umweltministeriums in Mainz. In Rheinland-Pfalz dürfen Waschbären vom 1. August bis 28. Februar gejagt werden, Jungtiere das ganze Jahr. „Wir sind noch in der Situation, die Ausbreitung der Tiere so zu bremsen, dass ein möglicher negativer Einfluss überschaubar bleibt“, sagt Günther Klein, Sprecher des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz.

Jagdstrecke

In der Jagdsaison 2017/2018 wurden in Rheinland-Pfalz 656 Waschbären erlegt. In der Saison 2006/2007 waren es gerade mal 23.

Aber was ist eigentlich so problematisch an Waschbären? Markus Stifter vom Landesjagdverband Hessen beschreibt es so: Die Tiere verursachten enorme Schäden an Gebäuden und gefährdeten die Artenvielfalt, weil sie Allesfresser seien. Vogeleier und Jungvögel seien Leckerbissen für sie. Wenn auch Jungtiere gejagt werden dürften, wie womöglich bald in Hessen, sammelten die Muttertiere weniger Nahrung für ihren Nachwuchs, und damit auch weniger Eier bodenbrütender Vögel, etwa von Feldlerchen und Kiebitzen.

Studie: Keine Gefahr für bedrohte Arten

Auch die Statistik des Deutschen Jagdverbandes zeigt, dass sich der Waschbär bundesweit vermehrt. In Rheinland-Pfalz bewegte sich die Zahl der erlegten Tiere in den letzten Jahren noch im dreistelligen – in Hessen hingegen im fünfstelligen Bereich. Dass sich die Waschbären so stark vermehren, ist nach Einschätzung von Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, möglicherweise auf die Klimaerwärmung zurückzuführen. „Es ist davon auszugehen, dass die hessischen Waschbären auch vermehrt nach Rheinland-Pfalz einwandern“, sagt Reinwald. Eine Aufhebung der Schonzeit für Jungtiere würde er befürworten. „Das bedeutet ja nicht, dass Jäger tun und lassen können, was sie wollen.“

„Aus Sicht des Tierschutzes ist das ganzjährige Jagen klar abzulehnen, zumal die Bejagung weder tierschutzgerecht ist, noch den Bestand verringern kann“, sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. „Eine tiergerechte und nachhaltige Lösung wäre dagegen die Kastration möglichst vieler Tiere: Ein kastrierter Waschbär besetzt weiter ein Revier und führt so zu einer tierverträglichen Reduktion der Population.“ Eine Studie habe gezeigt, dass von Waschbären kein negativer Effekt auf das Ökosystem oder eine Gefahr für bedrohte Arten ausgehe.

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