Wirtschaft

Kommentar: 2019 kommt der Crash – oder?

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Ein aufregendes Wirtschaftsjahr liegt hinter uns. Ein noch viel spannenderes steht vor der Tür. Und alle Jahre wieder die Frage: Ist der Aufschwung zu Ende? Die Chancen stehen nicht schlecht, meint Henrik Böhme.

Crash-Propheten haben es in der Regel leicht. Sie malen Jahr um Jahr den Teufel an die Wand – und wenn dann tatsächlich alles zusammenbricht, dann jubeln sie: Haben wir doch immer schon gesagt! So ziehen sie durch die Lande, machen den Leuten Angst, verkaufen ihre Bücher und preisen, wenn vorhanden, ihre eigenen Fonds quasi als Lebensversicherung an.  

Wenn man sich aber den derzeitigen Zustand der Weltwirtschaft anschaut, könnte man tatsächlich zum Schluss kommen: 2019 kommt der Crash! Ungelöste Probleme, wohin man schaut. Brexit-Chaos, Italiens Populisten, der Handelsstreit USA-China. Auch wenn immer mal wieder ein Licht der Hoffnung aufblitzte, so kam doch immer gleich einer, der es wieder austrat.

In der Tat möchte man sich nicht vorstellen, was passiert, wenn Europa in die nächste Rezession rutscht. Die Währungshüter von der EZB haben ihr Pulver verschossen, sie hocken in der Draghi-Falle einer Null-Zins-Politik und kommen da nicht mehr raus. Draghis Nichthandeln hat den Boden für die nächste Krise bereitet.

Die Vorboten des Abschwungs sind sichtbar

Es lässt schon aufhorchen, wenn der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock seine Kundschaft vor Investitionen in die Aktienmärkte Europas warnt. Zu groß seien die Risiken, zu schlecht die Chancen für einen weiteren Aufschwung. Es muss Sorgen machen, wenn Anleger wieder verstärkt in US-Staatsanleihen fliehen, weil die vermeintlich sicher eine Rendite abwerfen. Wenn aber die Renditen länger laufender Bonds unter denen mit kürzerer Laufzeit liegen, dann ist das ein Warnsignal. Fast immer, wenn es eine solche “inverse Zinskurve” gab, war sie der Vorbote eines heftigen Abschwungs.

Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion

Die allergrößten Sorgen aber muss einem der Welt-Schuldenberg machen. Der ist seit 2007 (dem Jahr, in dem die Weltfinanzkrise ihren Anfang nahm) um 42 Prozent gestiegen auf mittlerweile (Achtung: wirklich große Zahl) 237 Billionen Dollar. Klar, die Notenbanken haben seit der Krise die Märkte mit Geld geflutet, und so werden mit geliehenem Geld massenhaft Häuser gebaut oder Immobilien finanziert oder mit Aktien spekuliert. Investoren stehen allein an der Wall Street mit 670 Milliarden Dollar in der Kreide; sie spekulieren mit geliehenem Geld. Eine tickende Bombe!

Die Welt ist heute höher verschuldet als vor der Finanzkrise, mit mittlerweile (je nach Quelle) 225 Prozent (Internationaler Währungsfonds) oder 245 Prozent (Bank für internationalen Zahlungsausgleich) der Weltwirtschaftsleistung. Zur Einordnung: In der Eurozone bekommt man Ärger, wenn die Verschuldung über der 60 Prozent-Marke liegt. Die globale Verschuldung steigt stärker als das Wirtschaftswachstum. Der ganze schöne Aufschwung der vergangenen Jahre – er wurde allein auf Pump gekauft.

Die Rechnung liegt schon bereit  

Wenn diese Blase platzt (und das wird sie zweifelsohne), dann kann jeder froh sein, der seine Schäfchen im Trockenen hat. Für alle anderen heißt es: Anschnallen! Denn eines ist klar: Hochverschuldete Staaten werden keine milliardenteuren Rettungspakete mehr schnüren können. Und Null-Zins-Notenbanker wie Mario Draghi werden keine Zinsen mehr senken können, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Der Sturm ist unterwegs, die Schutzhütten aber mehr als klapprig. Ausgehend von den USA, wo die Wirkung der Trumpschen Steuergeschenke nachlassen wird, wird es auch Europa erwischen. Die Amerikaner werden einen hohen Preis zahlen dafür, dass sie sich verschulden, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Europäer werden dafür büßen müssen, dass sie sich haben betäuben lassen von der guten Wirtschaftsentwicklung der zurückliegenden Jahre. Aber krisenfest gemacht haben die Europäer ihr Haus nicht.

Aber kommt denn nun der große Crash im Jahr 2019? Und wenn ja, an welchem Wochentag? Fragen sie die Crash-Propheten: Die können ihnen das ganz genau sagen! 

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