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Vor 50 Jahren kamen “Daktari” und Clarence ins deutsche Fernsehen

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Samstagabend war „Daktari“-Zeit! Am 4. Januar 1969 ging das ZDF mit der Afrika-Serie auf Sendung. Eine Erinnerung zum Jubiläum.

Yale Summers als Jack Dane (v.l.), Marshall Thompson als Tierarzt Dr. Marsh Tracy und Cheryl Miller als seine Tochter Paula Tracy…

Eine Idylle: Paula, die hübsche Blondine, reitet auf Clarence, dem schielenden Löwen. Ein Vogelstrauß läuft durchs Bild. Kleine Leoparden spielen mit Tigern, die zur Verhaltensforschung aus Indien zu Gast sind. Und die übermütige Schimpansin Judy tanzt mit dem Hund des Hauses. Klar: Wir sind im „Wameru Study Center for Animal Behavior“ (Studienzentrum für tierisches Verhalten), wo der „Daktari“ (Suaheli für „Doktor“) Marsh Tracy mit seiner Tochter Paula und seinen Mitarbeitern lebt und arbeitet. Die Mission: Tierschutz im Herzen Afrikas. Vor 50 Jahren, am 4. Januar 1969, startete die US-Fernsehserie „Daktari“ im ZDF. Ein Publikumsliebling.

Dschungelcamp auf freundliche Art

89 Folgen mit je 50 Minuten dieses freundlichen Dschungelcamps wurden zwischen 1966 und 1969 abgedreht. Umgeben von Nashörnern, Schlangen, Leoparden und Elefanten, hat das Tierparadies immer neue Abenteuer zu bestehen. Meist geht es gegen gierige Wilderer, die die Artenvielfalt bedrohen; oder es gilt, kranke Wildtiere zu retten. So auch Clarence, den schielenden Löwen, der wegen seines Sehfehlers nicht jagen kann. Er wird von Paula als Haustier aufgenommen – und ist, wenn auch nicht sehr temperamentvoll, so doch ein recht wirksamer Wachhund. Mehr Tempo bringt Schimpansin Judy rein. Sie ist stets damit beschäftigt, Großwildjägern das Gewehr zu klauen, jemanden zu einer Gefahrenstelle zu zerren oder einfach nur Unsinn zu fabrizieren.

Die Serie bietet eine frühe ökologische Botschaft

Die Multikulti-Truppe von Dr. Tracy zieht an einem Strang mit dem freundlich-erfahrenen District Officer Hedley – einem Briten mit breitem Hut, wie er im Buche steht. Er sieht im Wameru Center immer wieder nach dem Rechten. Gemeinsam geht es um Tierrechte und um Schutz gegen Großwildjäger. „Daktari“ ist ein typisches Kind seiner Zeit. Es dokumentiert die Afrika-Begeisterung in der Phase der Entkolonialisierung – und steht in einer Reihe mit Bernhard Grzimeks „Ein Platz für Tiere“ (seit 1956) und „Serengeti darf nicht sterben“ (1958/59) oder mit Heinz Sielmanns „Expeditionen ins Tierreich“ (seit 1965). „Daktari“ trägt eine frühe ökologische Botschaft – mit dem Holzhammer, aber „lustig“ eingebettet; liebevolle Geschichten voller Piefigkeit und Zeitgeist. Es heißt übrigens, der Philosoph und Kulturkritiker Theodor Adorno (1903-1969) – der Fernsehen für eine „einlullende Kulturindustrie“ hielt – habe eine persönliche Schwäche für „Daktari“ gehabt.

Clarence hatte Angst vor großen Autos – ein Double musste her

Der Drehort lag freilich keineswegs in Afrika. Es war das kalifornische Africa: eine zwei Quadratkilometer große Wildtierfarm nördlich von Los Angeles, gegründet vom Tiertrainer, Erfinder und Produzenten von „Daktari“ und „Flipper“, Ivan Tors. Nur einige wenige – dafür die immer selben – Tierszenen aus Afrika wurden montiert, um mehr Authentizität einzuspielen. Für Szenen, in den Lastwagen vorkamen, wurde Löwe Clarence übrigens gedoubelt, weil er Angst vor großen Autos hatte. Doch mit seinem Schielen konnte er antäuschen, so viel er wollte: An einem kam er einfach nicht vorbei. Samstagabend war „Daktari“-Zeit; in 66 Folgen kurz vor sechs im ZDF. Eigentlich beste Sendezeit. Und doch hatten die Kämpfer vom „Wameru Center“ keine Chance gegen den weißhaarigen Mann auf dem anderen Kanal: „Mister Sportschau“ Ernst Huberty mit seinen schier endlosen Anmoderationen zur Fußballbundesliga.

Umgeschaltet wurde zur “Sportschau”

Umschalten war angesagt – immer wenn’s gerade spannend wurde! Nur in der Sommerpause konnten die Leute vom „Wameru Center for Animal Behaviour“ etwas gegen die Huberty-Vertreter Dieter Adler, Werner Zimmer, Addi Furler und Hajo Rauschenbach ausrichten. Erst ein Vierteljahrhundert später zeigte RTL 2 dann die restlichen 23 Folgen in deutscher Erstausstrahlung, unbehelligt von jedem Fußball. Von der Crew des „Wameru Center“ lebt heute nur noch Paula (Cheryl Miller, 75). Der „Daktari“ Marsh Tracy (Marshall Thompson) starb 1992, District Officer Hedley 1998, die Wildhüter Mike Matula und Jack Dane (gesprochen übrigens teils von Volker Lechtenbrink) 1992 bzw. 2012. Löwe Clarence starb mit nur sieben Jahren, am 14. Juli 1969 – kurz nachdem „Daktari“ abgedreht war. (KNA)

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