Wirtschaft

Volkswagen, Ford und die Detroit Auto Show

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Noch ist die Detroit Auto Show die größte Automesse in den USA. Und doch zeigt sich von den Deutschen nur VW in Detroit. Die geben dort erste Details ihrer Kooperation mit Ford bekannt. Maya Shwayder aus Detroit.

Die Radkappen poliert, die Motorhauben weit offen, die unnötig blonden Models in Position gebracht – die Detroit Motor Show läutet wieder einmal das neue Auto-Jahr ein. Noch ist die North American International Auto Show oder NAIAS, wie sie offiziell heißt, die größte Automesse in den USA. Ein riesiger Markt wartet, und so treffen sich die Autobauer seit Jahren in der ehemaligen Autostadt, packen üppige Staffage aus und bringen glamouröse Präsentationen auf die Bühne.

Warum aber sucht man unter den Auto-Schwergewichten wie Toyota oder Ford deutsche Firmen – mit einer Ausnahme – vergebens?     

Daimler, Audi, Porsche und BMW, große Marken der Branche, sind bei der diesjährigen Show nicht dabei. Allein Volkswagen hat es bis nach Detroit geschafft. Offenbar sehen die Deutschen nicht mehr viel Sinn darin, bei der Traditionsmesse noch mitzumachen. Schließlich gilt es mittlerweile als cool und sexy, neue Technologien auch fürs Auto bei der Consumer Electronics Show (CES) zu präsentieren, und diese Messe in Las Vegas ist gerade erst zu Ende gegangen.

Aber wenn das so ist, warum ist Volkswagen noch dabei? VW-Chef Herbert Diess hat DW gegenüber dafür eine einfache Erklärung: Der US-Markt sei sehr wichtig für VW. “Wir investieren weiterhin kräftig hier, weil wir glauben, dass die Marke Volkswagen noch ein großes Wachstumspotential hat”, befindet Diess. “Deshalb ist es ganz richtig, hier zu sein. Detroit ist nun mal die wichtigste Automesse für den US-Markt. Und die erste im Jahr – was sie für uns noch attraktiver macht.”

VW-Chef Herbert Diess mit der DW-Autorin

Folgt man aber dieser Argumentation, dann dürfte Detroit bald deutlich weniger attraktiv werden: Die Auto Show wird ab 2020 vom Januar auf den Juni verlegt. Das wird als “kompletter Neustart” der Messe dargestellt und soll helfen, wieder mehr Publikum anzulocken und einem Bedeutungsverlust der NAIAS etwas entgegenzusetzen.

 “Kompletter Neustart”

Kein Zweifel, VW bemüht sich mächtig um den US-Markt. Vor der Presse in Detroit geht es weniger um Neuheiten bei den eigenen Modellen, sondern vor allem um die Investitionen des Konzerns und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in den USA.

VW-Chef Diess holte gar den scheidenden Gouverneur von Tennessee, Bill Halsam, auf die Bühne, um mit ihm über die besondere Bindung von VW an den mittleren Westen zu plaudern. Auch der Bürgermeister von Chattanooga, Tenessee, wurde bei der Gelegenheit mit besonderem Applaus bedacht, passend zur Ankündigung, dass VW  in Chattanooga nun seine zweite US-Fabrik ansiedeln wird. Das brachte den Wolfsburgern prompt ein Twitter-Lob des US-Präsidenten ein. 

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In Chattanooga wollen die Deutschen ab  2022 mit dem Stadtgeländewagen ID Crozz das erste vollelektrische Modell auf Basis des VW-Elektrobaukastens vom Band rollen lassen. Und das, so Diess, werde 1000 neue Jobs für Chattanooga bringen – zusätzlich zu den 12.000 Stellen im Automobilsektor und weiteren 3.800 Jobs , die VW bereits geschaffen hat, und den rund 2,3 Milliarden Dollar an schon getätigten Investitionen.

Präsentation des VW ID Buzz in Detroit

Nach diesem Auftritt von Herbert Diess am Montag war ein zweiter für den Dienstag mit Spannung erwartet worden: Dort präzisierte Diess gemeinsam mit Ford-Chef Jim Hackett die schon seit einiger Zeit kursierenden Pläne einer Allianz der beiden Autobauer. Ab 2022 wolle man zunächst bei der Entwicklung von Transportern und mittelgroßen Pickups zusammenarbeiten, womöglich auch bei Elektrofahrzeugen. Auch bei Mobilitätsdiensten und autonom fahrenden Autos prüfe man Kooperationsmöglichkeiten. Eine Kapitalverflechtung beider Unternehmen sei nicht vorgesehen.

Sanfter Spott

Darüber hinaus nutzte VW den Messeauftritt, um sein Engagement auf anderen Feldern hervorzuheben: Volkswagen wird Sponsor der US-Fußballteams bei den Männern und den Frauen. Die Fußballstars  Alexi Lalas und Aly Wagner wurden denn auch gleich für einen ersten Sponsorenauftritt auf die Bühne geholt und spotteten ein bisschen über das Scheitern der amerikanischen Fußballer bei der WM-Qualifikation.

Derweil bleiben etliche schwierige und ungelöste Fragen im Handelskonflikt zwischen den USA und Europa, und VW lässt nur langsam den Diesel-Abgas-Skandal hinter sich, der den Konzern seit 2015 belastet. Vor der Presse in Detroit präsentierte VW sich voll guten Willens: Man stehe zu den USA und den Menschen hier – schließlich hatte sich VW bereit erklärt, der US-Regierung eine Geldstrafe von 2,8 Milliarden Dollar zu zahlen. 

Um “Transformation” ging es auch Scott Keogh, dem Chef der Volkswagen Group of America, aber er hatte dabei besonders die einstige Autostadt Detroit im Blick. Die Stadt, die vor nicht allzu langer Zeit wirtschaftlich völlig darniederlag, hat ein langsames, aber stetiges Revival geschafft – da wolle Volkswagen dabei sein, so Keogh zu DW: “Es ist gut, hier zu sein.”

Auf die Frage allerdings, ob VW denn auch in den kommenden Jahren auf Detroit bauen würde, meinte Keogh, im Auto-Business sei nichts “in Stein gemeißelt”.

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