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Pflege belastet Angehörige psychisch

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Psychische Erkrankungen nehmen als Ursache für Arbeitsausfälle zu. Die Ursachen sind unterschiedlich. Ein wichtiger Grund ist Stress im Büro – ein anderer die Pflege Verwandter.

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MAINZ/EISENBERG – Der Krankenstand ist in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr gestiegen: von 5,8 auf 6,0 Prozent. Das hat die AOK Rheinland-Pfalz mitgeteilt. Immer bedeutender werden dabei psychische Krankheiten. Wobei ein Klassiker der häufigste Grund für Ausfälle ist.

Es sind nicht die kleinen Erkrankungen, die Büros, Werkstätten und Fabriken in Deutschland vor Probleme stellen. Die langfristigen Erkrankungen wirken sich viel deutlicher aus. So waren nur in 3,8 Prozent aller Fälle die Versicherten länger als sechs Wochen krankgeschrieben, wie die AOK berichtet. Aber diese 3,8 Prozent der Betroffenen verursachten zusammen 38,8 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage.

Und gerade psychische Erkrankungen verursachen lange krankheitsbedingte Ausfälle. Fällt ein Arbeitnehmer wegen psychischen Problemen aus, so bleibt er im Schnitt 36 Tage von seinem Arbeitsplatz fern, wie die DAK ausgerechnet hat. Das sind also mehr als sieben Arbeitswochen.

Auch Stress im Büro ist ein Faktor

Die DAK hat den zunehmenden Stress in Büros als eine Ursache für die Zunahme psychischer Erkrankungen ausgemacht: erhöhter Zeitdruck oder höhere Leistungsvorgaben. Aber auch das Gefühl, in Zeiten digitaler Medien immer präsent sein zu müssen, belastet die Menschen.

Die Barmer hat einen weiteren Grund ausgemacht: „Pflegende Angehörige sind öfter krank als Menschen, die nicht pflegen müssen“, sagt Dunja Kleis, die Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz. Das sei ein Dilemma. Denn einerseits sei die Gesellschaft auf deren „aufopferungsvolle Arbeit“ angewiesen. „Allerdings fühlen sie sich oft so sehr belastet, dass sie kurz davor sind, die Pflege aufzugeben.“ Das sei eine alarmierende Tendenz, da in Deutschland der Pflegebedarf insgesamt zunehme.

Die Barmer hat einen Pflegereport herausgegeben. Erstellt hat ihn Professor Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Nach dem Report litt im Jahr 2017 fast jeder vierte pflegende Angehörige (23 Prozent) in Rheinland-Pfalz an Depressionen. Mehr als jeder Achte erlebte sogenannte Belastungsstörungen wie etwa einen Nervenzusammenbruch. Diese Werte liegen laut Barmer unter dem normalen Schnitt.

Auch der körperliche Zustand von pflegenden Angehörigen im Land ist schlechter als der von Nicht-Pflegenden, wie die Barmer mitteilt. So waren zum Beispiel im vergangenen Jahr 56 Prozent der Pflegenden wegen Rückenschmerzen beim Arzt. In der anderen Gruppe waren es exakt 50 Prozent.

Das Spektrum an psychischen Erkrankungen werde größer, teilt die Psychotherapeuten Kammer mit. Das müsse in der Ausbildung berücksichtigt werden, fordert die Kammer. Das Bundeskabinett hat bereits einen Gesetzesentwurf beschlossen. Im Moment geht dieser durch die Instanzen der Gesetzgebung. Die Kammer spricht von einer „wegweisenden Reform“, da sie in der Ausbildung der Psychotherapeuten die Strukturen der Ärzte übernehme.

Mit 10,4 Prozent aller Erkrankungen belegen psychische Erkrankungen Platz vier in der Liste der Gründe für Arbeitsausfall. Davor stehen Verletzungen (10,8 Prozent) und Erkrankungen der Atemwege (14,1 Prozent), also vor allem Erkältungen.

Der häufigste Grund für Arbeitsausfälle sind immer noch Erkrankungen, die mit den Muskeln oder dem Skelett zu tun haben: 22,3 Prozent aller ausgefallenen Tage gehen auf sie zurück. Die Auswertung orientiert sich an den Versichertendaten der AOK.

„Da bei uns Arbeitnehmer und Auszubildende aus allen Branchen versichert sind, können diese Zahlen durchaus als Maßstab für die gesamte Wirtschaft in Rheinland-Pfalz angesehen werden“, sagt die Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz, Martina Niemeyer.

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