Wissen und Technik

„Mehr werben und gezielt suchen“

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Nicht nur Berlins größte Fachhochschule hatte Schwierigkeiten, einen Präsidenten zu finden. Steffen Krach, Berlins Staatssekretär für Wissenschaft, im Interview

Schwere Wahl. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft musste die Position des Präsidenten/der Präsidentin zwei mal ausschreiben.

Herr Krach, die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) hat am Montag einen neuen Präsidenten gewählt, Carsten Busch, Informatikprofessor an der HTW. Die Position musste aber zwei Mal ausgeschrieben werden, weil die Kandidatenlage beim ersten Mal zu schlecht war. Sollten sich nicht viele gute Leute dafür interessieren, Berlins größte Fachhochschule zu leiten?

Das sollten sie. Wenn es zu wenig Interessenten gab, liegt das aber sicher nicht an der HTW, die eine sehr erfolgreiche Hochschule ist, und auch nicht am Wissenschaftsstandort. Wir müssen darüber nachdenken, ob die Rahmenbedingungen so attraktiv sind wie in manchen anderen Bundesländern. Da geht es zum Beispiel um das Gehalt und um die Ruhegehaltsfähigkeit von Zulagen. Wenn Berlin als Wissenschaftsstandort spitze sein will, muss man auch attraktive Konditionen für die Besten in Leitungspositionen bieten. Außerdem müssen wir mehr werben und gezielt suchen, wenn eine solche Position offen ist.

Aus dem Kuratorium der HTW ist zu hören, der jetzt gewählte Kandidat habe sich bereits nach der ersten Ausschreibung beworben, habe das Kuratorium aber nicht überzeugt. Im zweiten Durchgang empfahl das Kuratorium ihn dann dem Akademischen Senat zur Wahl, aber nicht einstimmig. Sind Sie mit dem Verfahren zufrieden?

Der Akademische Senat hat sich für Carsten Busch entschieden, und ich gratuliere ihm zur Wahl. Er hat jetzt die Chance, das gesamte Kuratorium zu überzeugen.

Welche Qualitäten wünschen Sie sich von einer Berliner FH-Präsidentin oder einem FH-Präsidenten?

Ich wünsche mir selbstbewusste Persönlichkeiten, die die Anliegen ihrer Hochschule gegenüber der Politik gut vertreten, die in der Stadt mit den Akteuren, besonders mit Unternehmen und kommunalen Einrichtungen, gut vernetzt sind, so dass das Profil der Hochschulen gestärkt wird. Die Präsidentin oder der Präsident sollte dazu beitragen, dass die Hochschule erfolgreich im Bundesprogramm „Innovative Hochschule“ abschneidet. Dazu muss jetzt die HTW zusammen mit den anderen Fachhochschulen ihren zweiten Antrag vorbereiten.

Manche wünschen sich, dass Headhunter bei solchen Anlässen gezielt auf die Suche gehen. Wäre das besser, als bloß eine Ausschreibung zu veröffentlichen?

Agenturen können eine gute Unterstützung für eine Findungskommission sein. Sie können ergänzende Vorschläge machen, auf die die Kommission nicht gekommen wäre. Es kann dabei auch in der zweiten Reihe unter den Vizepräsidentinnen und -präsidenten geguckt werden, unter denen es einige Top-Nachwuchshochschulmanager gibt. Es gibt Berliner Wissenschaftseinrichtungen, die damit gute Erfahrungen gemacht haben. An der HTW wollte der Akademische Senat aber keine Headhunter einbeziehen.

Auch die Humboldt-Universität hat bei mehreren Wahlen Schwierigkeiten gehabt, einen Präsidenten/eine Präsidentin zu finden. Was könnte sie beim nächsten Mal besser machen?

In der Tat lief das bei der Humboldt-Universität mehrfach holprig. Es ist auch nicht leicht für einen Kuratoriumsvorsitzenden, der das ehrenamtlich macht, deutschlandweit zu suchen. Beim letzten Mal war es wichtig, wegen der laufenden Vorbereitungen zur Exzellenzstrategie schnell zu handeln. Mit Sabine Kunst hatten wir dann eine exzellente Kandidatin und Präsidentin. Wie man die Verfahren effizienter gestalten kann, damit werden sich die Kuratorien zu gegebener Zeit beschäftigen. Agenturen sind nicht nötig, wenn eine Hochschule schnell gute Kandidaten findet, wie zuletzt an der FU. Die Zusammenarbeit mit Agenturen wird nie die Entscheidungshoheit der Hochschulgremien einschränken, es kann lediglich eine unterstützende Maßnahme sein. Am Ende entscheiden immer die Gremien der Hochschule autonom. – Die Fragen stellte Anja Kühne.

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