Wissen und Technik

Max-Planck-Direktorin Tania Singer tritt zurück

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Eine Untersuchungskommission bescheinigt der Neurowissenschaftlerin “erhebliches Führungsfehlverhalten”.

Tania Singer, ehemalige Direktorin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften.

Die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, Tania Singer, tritt nach Mobbing-Vorwürfen zurück. Das berichtet “BuzzFeed News Deutschland”.

Die Information gehe aus einer Email eines Max-Planck-Direktors hervor, deren Inhalt das Max-Planck-Institut auf Nachfrage bestätigt habe. In der Mail stehe, dass eine Kommission, die Singers Verhalten prüfen sollte, zu dem Ergebnis gekommen sei, es läge “erhebliches Führungsfehlverhalten” vor. “Um eine weitere Eskalation des Konflikts zu vermeiden und allen Beteiligten die Rückkehr zu konzentrierter wissenschaftlicher Arbeit zu ermöglichen, haben die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und Frau Singer daraufhin vereinbart, dass Frau Singer ihre Leitungsfunktion als Direktorin von sich aus niederlegt.”

Mitarbeiter mit psychischen Belastungsstörungen

Schon Mitte August hatten das Magazin “Science” und “Buzzfeed News” berichtet, dass die renommierte Empathieforscherin Singer Wissenschaftler aus ihrer Abteilung für Soziale Neurowissenschaft jahrelang schikaniert und gemobbt habe – auch und vor allem Schwangere. Sie habe die Mitarbeiter angeschrien, gedroht und abgewertet. Mehrere Personen hatten angegeben, sie hätten durch die Arbeit mit Singer psychische Belastungsstörungen entwickelt. Weiterhin wurde Singer vorgeworfen, sie habe ihr Team zu “hypothesenkonformer”Arbeit angehalten und Mitarbeiter beschimpft oder entlassen, wenn ihre Ergebnisse nicht vorab festgelegten Thesen entsprachen.

Gegenüber dem Tagesspiegel hatte Singer die Vorwürfe als “haltlos” bezeichnet, sie gab lediglich kommunikative Schwierigkeiten in Problemsituationen zu. Um eine Klärung herbeizuführen, hatte die MPG im September eine Untersuchungskommission eingesetzt, die dem Präsidenten Martin Stratmann im November ihren Abschlussbericht vorgelegt habe. Gegenüber “BuzzFeed News” haben ehemalige Mitarbeiter von Singer angegeben, es hätten sich mehrere Dutzend Personen namentlich an die Kommission gewandt.

Kein Verfahren gegen Singer

In ihrem Urteil schreibe die Kommission von “erheblichem Führungsfehlverhalten”. Ein Verfahren gegen Singer wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens einzuleiten, halte man aber nicht für notwendig, heiße es in der Mail.

Singer werde ihre Tätigkeit als Wissenschaftlerin ohne Leitungsfunktion außerhalb des Max-Planck-Instituts in kleinem Rahmen fortsetzen. Was das genau bedeutet und welche Auswirkungen es auf ihr Großprojekt “Resource” haben wird, sei offen.

Ehemalige Mitarbeiter begrüßten die Entscheidung, kritisierten jedoch, dass die MPG den Betroffenen mit der Mitteilung keinerlei Schutz oder Unterstützung zugesichert hätte. Stattdessen hätten beide Parteien Stillschweigen in der Sache vereinbart.

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