Wirtschaft

Kohleausstieg: Worum geht es?

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Die Kohlekommission könnte bereits diese Woche ein Konzept vorlegen, wie und wann Deutschland aus der Kohlekraft aussteigen sollte. Worum geht es beim Kohleausstieg? DW fasst die wichtigsten Fakten zusammen.

1. Warum diskutieren wir überhaupt über einen schnellen Kohleausstieg? 

Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Erdtemperatur um ein Grad erhöht. Ein Hauptgrund ist Kohlendioxid (CO2), das bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas entsteht. Es reichert sich in der Atmosphäre an und verursacht den das Klima aufheizenden Treibhauseffekt.

Werden fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas weiter wie bisher verbrannt, so steigt nach Prognosen die globale Erwärmung auf etwa vier Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts und auf über sieben Grad bis zum Jahr 2200. Das würde unsere  Zivilisation wahrscheinlich nicht überleben.

Das Klimaabkommen von Paris soll genau das verhindern – die Erderwärmung sollte deutlich unter zwei Grad gehalten werden; besser noch unter 1,5 Grad. 

Um das Pariser Klimaziel doch noch zu erreichen, dürfe es keine Verzögerungen geben, warnen Weltklimarat und UN-Report. Bis 2030 müsse der Ausstoß von allen Treibhausgasen weltweit halbiert werden und bis zur Mitte dieses Jahrhunderts in der Summe dann bei Null liegen.

Techniken, das klimaschädliche Gas wieder aus der Atmosphäre zu ziehen, sind umstritten und teuer. Günstiger und sicherer ist, erst gar kein CO2 in die Luft zu blasen.

Mehr dazu: UN-Report als Feueralarm: Noch ist der Klimawandel begrenzbar

2. Warum liegt der Fokus auf der Kohle?

Vergleichsweise einfach ist der schnelle Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle. Kohle ist klimaschädlicher als Öl und Gas und der Strombedarf kann inzwischen günstig mit Solar- und Windkraft gedeckt werden.

Wenn die Kohleverstromung jetzt zügig gedrosselt würde, könnte laut dem Sachverständigenrat der Bundesregierung (SRU) das letzte Kohlekraftwerk 2033 abgeschaltet werden. Das Zwei-Grad-Ziel würde dann wahrscheinlich noch erreicht. Die Abschaltung der Kohlekraftwerke gefährde die Stromversorgung nicht.

Bei einer Ausrichtung auf das 1,5-Grad-Ziel müsste die Stromerzeugung mit Kohle viel schneller gestoppt werden.

Mehr dazu: Sachverständigenrat rät Bundesregierung zur Eile

3. Was genau macht die sogenannte Kohlekommission?

2010 beschloss die Bundesregierung die Ziele zur Senkung von Treibhausgasen. 2015 folgte die Weltgemeinschaft in Paris mit einem ambitionierteren Ziel: Die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei, möglichst unter 1,5 Grad.

Deutschland ratifizierte das UN-Abkommen. Eine Anhebung der deutschen Klimaschutzziele auf das Pariser Niveau erfolgte bisher noch nicht. 

Im Juni 2018 wurde von der Bundesregierung die sogenannte Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung einberufen. Sie soll Vorschläge für den Kohleausstieg und den Klimaschutz machen und zudem Perspektiven für die vom Kohleausstieg betroffenen Regionen ausarbeiten.

Derzeit gibt es noch rund 20.000 Beschäftigte in der deutschen Braunkohleindustrie – davon arbeiten 15.000 in den Tagebauen und 5000 in den Braunkohlekraftwerken. Der Steinkohlebergbau endete im letzten Jahr; in den Steinkohlekraftwerken gibt es noch über 5000 Beschäftigte.

Die Bedeutung der Kohlekraft in Deutschland hat über die Jahre abgenommen: 1960 arbeiteten noch mehr als eine halbe Millionen Menschen im Steinkohlebergbau und rund 150.000 im Tagebau der Braunkohle.

Der Strukturwandel wird auch durch die Zahl der Beschäftigten im Sektor der erneuerbaren Stromwirtschaft deutlich. Dort arbeiten laut aktuellsten Zahlen von 2016 rund 280.000 Menschen.

Mehr dazu: Was bedeutet das Ende der Braunkohle für die Arbeiter im Revier?

4. Wie teuer wird der Kohleausstieg?

Für die Umsetzung des Kohleausstiegs fordern die Bundesländer mit Braunkohleindustrie eine Kompensation von über 70 Milliarden von der Bundesregierung. Das wäre ein durchschnittlicher Zuschuss von rund 3,5 Millionen Euro pro wegfallendem Arbeitsplatz im Braunkohlesektor.

Damit sollen sozialverträgliche Lösungen für Arbeitnehmer, neue Jobs und neue Infrastrukturprojekte finanziert werden sowie mögliche Entschädigungen an die betroffenen Unternehmen gezahlt werden.

Doch der Kohleausstieg verursacht nicht nur Kosten: Dörfer müssten nicht mehr abgerissen und Menschen nicht mehr umgesiedelt werden.

Langfristig lassen sich auch Kosten sparen, sollte der Ausstoß von Luftschadstoffen erheblich reduziert werden. Laut  Umweltbundesamt verursachte allein der Ausstoß von Luftschadstoffen aus Deutschlands Kohlekraftwerken im letzten Jahr langfristige Schäden von über 150 Milliarden Euro.

Diese Schäden – zum Beispiel durch Wetterextreme – fallen nach und nach an und müssen vor allem von jungen Menschen und deren Kindern getragen werden. 

Mehr dazu: Preis für CO2 und Wetterextreme: Was kostet die Welt?


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    1. Weniger Kohle, Öl und Gas nutzen

    Die meisten Klimagase kommen aus Kraftwerken, Industrie und dem Verkehr. Das Heizen von Gebäuden verursacht sechs Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Wer Energie effizient nutzt und Kohle, Öl und Gas einspart, schützt das Klima.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    2. Sauberen Strom selbst erzeugen

    Strom muss inzwischen nicht mehr aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken kommen. Es gibt Alternativen – und die sind inzwischen sogar meist preiswerter. Strom lässt sich leicht selber produzieren und oft auch mehr als man braucht. Auf den Dächern gibt es für Solarmodule viel Platz, die Technik ist etabliert.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    3. Gute Ideen unterstützen

    Immer mehr Kommunen, Firmen und Genossenschaften investieren in erneuerbare Energien und verkaufen sauberen Strom. Dieser Solarpark gehört Saerbeck. Die deutsche Gemeinde mit 7200 Einwohnern produziert mehr Strom als sie braucht und ist ein Vorbild. Hier ist gerade eine Delegation aus den USA zu Besuch.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    4. Kein Geld für klimaschädliche Unternehmen

    Immer mehr Bürger, Pensionsfonds, Versicherungen, Universitäten und Städte ziehen ihr Geld aus fossilen Brennstoffunternehmen ab. Münster ist in Deutschland die erste Stadt, die sich der sogenannten Divestment-Bewegung angeschlossen hat. Weltweit haben das mittlerweile 57 Städte getan. Die globale Bewegung hat viel Dynamik, auch weil jeder mitmachen kann.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    5. Umsteigen auf Rad, Bus und Bahn

    Fahrräder, Bus und Bahn sparen viel CO2. Im Vergleich zum Auto ist ein Bus fünf Mal klimafreundlicher und ein elektrisch betriebener Zug mit Ökostrom sogar über 20 Mal. In Amsterdam fahren die meisten Bürger Rad. Die Stadt sorgt mit breiten Radwegen und Fahrradstraßen dafür, dass das gut geht.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    6. Nicht fliegen

    Fliegen ist äußerst klimaschädlich. Die Fakten zeigen das Dilemma: Zur Einhaltung des Klimaziele sollte jeder Erdbewohner im Durchschnitt weniger als zwei Tonnen CO2 pro Jahr verursachen. Ein Hin- und Rückflug zwischen Berlin und New York verursacht pro Person jedoch schon eine Klimawirkung von 6,5 Tonnen CO2.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    7. Weniger Fleisch essen

    Für das Klima ist auch die Landwirtschaft ein Problem. Beim Reisanbau und in den Mägen von Rindern, Schafen und Ziegen entsteht das sehr klimaschädliche Gas Methan. Kritisch sind Viehhaltung und weltweit wachsender Fleischkonsum auch wegen des zunehmenden Bedarfs an Soja für die Fütterung. Für den Soja-Anbau werden Regenwälder abgeholzt.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    8. Biolebensmittel kaufen

    Besonders klimaschädlich ist Lachgas. Sein Anteil am globalen Treibhauseffekt liegt bei sechs Prozent. Es entsteht in Kraftwerken und Motoren, vor allem aber durch Kunstdünger in der industriellen Landwirtschaft. Beim ökologischen Anbau sind diese verboten und deshalb wird weniger Lachgas freigesetzt. Das hilft dem Klimaschutz.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    9. Nachhaltig bauen und konsumieren

    Bei der Herstellung von Stahl und Zement entsteht viel CO2, beim Wachstum von Holz und Bambus wird CO2 dagegen gebunden. Die bewusste Wahl von Baumaterialien hilft dem Klima, das gleiche gilt für den Konsum. Für eine Massage und Frisur braucht man keine fossile Energie, für Plastikbecher, die jeden Tag im Müll landen, viel.


  • Was kann man für den Klimaschutz tun?

    10. Verantwortung übernehmen

    Wie kann man Treibhausgase vermeiden, damit weltweit alle Kinder und ihre Kinder ohne Klimakatastrophe gut leben? Diese Schüler sind fasziniert von sauberer Energie und sehen sie als Chance für ihre Zukunft. Jeder kann helfen, dass dies gelingt.

    Autorin/Autor: Gero Rueter


 

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