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Handball-WM: Bärenstark mit Bärenruhe – wie das erfolgreiche DHB-Team Wolffs Revier wurde

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Zweiter Sieg im zweiten Spiel: Bei der Heim-WM schlägt die deutsche Handball-Nationalmannschaft Brasilien mit 34:21 – auch dank einer überragenden Leistung von Torhüter Andreas Wolff – der sich seine Souveränität einst mühsam erarbeiten musste.

Rückgrat der deutschen Handball-Mannschaft: Torhüter Andreas Wolff

Dass es sein Spiel werden würde, war schon nach wenigen Minuten klar. Da stand er in Jubelpose vor seinem Tor und brüllte sich Freunde und auch ein wenig Anspannung aus dem Leib: Andreas Wolff, Schlussmann des Handball-Nationalteams, trieb die Schützen des Gegners Brasilien zur Verzweiflung. Immer wieder parierte der bärtige Hüne aus Kiel die Würfe, blockte sie mit der Brust oder lenkte sie mit der Hand geschickt um den Pfosten. Wolff war der Mann der ersten Halbzeit, die den Grundstein für den hohen Sieg gegen Brasilien gelegt hat.

Andreas Wolff findet schnell zurück zur Bärenruhe

“Andi war von Beginn an sehr präsent”, sagte Hendrik Pekeler, der Kreisläufer. “Er hat uns Sicherheit geben.” Auch Fabian Wiede, Spielmacher im deutschen Team, war voll des Lobes: “Eine starke Leistung von Andi heute. Die Abwehr war klasse. Darauf haben wir aufgebaut.”

Andreas Wolff hatte nach der Schlusssirene schnell zu seiner Bärenruhe zurückgefunden. “Wir haben gezeigt, dass wir zu sehr guten Leistungen in der Lage sind, wenn wir uns voll konzentrieren”, sagte der 28 Jahre alte Torhüter vom THW Kiel.

Die Souveränität, die Wolff in diesen Tagen bei der Handball-Weltmeisterschaft ausstrahlt, hat er sich mühsam erarbeiten müssen. Als Wolff noch als junger Torwart bei der HSG Wetzlar spielte, glühte er vor Ehrgeiz und brachte sich oftmals selbst aus dem Gleichgewicht. Jedes Bundesligaspiel jazzte er zu seinem persönlichen WM-Finale hoch. Er wollte jeden Ball halten, jeden. Das klappte natürlich nie, kein Handballspiel endet zu null, und trotzdem war Wolff manchmal schon nach fünf Minuten so fertig mit den Nerven, dass er ausgewechselt werden musste.

Ein Spanier lehrte ihn Gelassenheit

Sich zurückzunehmen, nicht jeden geglückten Wurf des Gegners als persönliches Versagen zu begreifen, das hat Wolff von José Javier Hombrados gelernt. In Wetzlar war der ehemalige spanische Nationalkeeper die Nummer zwei hinter Wolff – und ein ganz anderer Torwarttyp.

Wer Hombrados spielen sah, den sie in Wetzlar “Jota” nannten, konnte denken, der habe wenig Lust an seinem Job. Da loderte kein Feuer, da stand ein Kerl mit Halbglatze und schlabbrigem Trikot zwischen den Pfosten und ließ das Spiel auf sich zukommen. Erst im letzten Bruchteil der Sekunde, in dem der Schütze den Ball aufs Tor schleuderte, zuckte Hombrados – und wehrte den Wurf oftmals ab. Die Gegner verzweifelten reihenweise an ihm. Hombrados war einfach nicht zu deuten. Seine Mimik, seine Körpersprache: wie ein leeres Blatt Papier.

Ganz anders Wolff. Ein Hüne, gestählt in unzähligen Stunden im Kraftraum. Ein lauter Torwart, der die Angreifer einschüchtern wollte durch seine Präsenz. “Es war ein längerer Weg, den ich mit Jota gegangen bin”, erzählt Wolff. “Ich wollte ja mein Spiel nicht komplett ändern. Ich wollte meine Explosivität behalten und gleichzeitig lockerer werden. Man darf sich ja nicht verbeißen als Torwart. Dann verliert man das Gefühl fürs Spiel, dann verlässt man sich immer weniger auf seine Instinkte. Und das ist tödlich für die Leistung.”

Noch heute telefonieren sie miteinander

Wolff und der 19 Jahre ältere Hombrados wurden Freunde. Was auch dadurch begünstigt wurde, dass Hombrados keine Anstalten machte, Wolff als Stammtorwart zu verdrängen. Jasmin Camdzic, der das Duo damals in Wetzlar trainierte, sagt: “Jota war ein väterlicher Ratgeber. Andreas hat ziemlich schnell Vertrauen gefasst zu ihm, weil er spürte: Jota will mich nicht kleinmachen, er will mir wirklich helfen.”

Noch heute telefonieren Wolff und Hombrados vor wichtigen Spielen. Es geht dabei selten um rein Fachliches, also nicht um die Stärken und Schwächen des nächsten Gegners. Meistens reden sie über die Atmosphäre, die Wolff in der Halle erwarten wird. Über Wege, diese Stimmung für sich zu nutzen, sich tragen zu lassen vom Jubel und Pfiffe auszublenden.

“Russland andere Kategorie als Brasilien”

Bereits am Montag um 18 Uhr geht es für Andreas Wolff und die deutsche Nationalmannschaft weiter im Turnier. Dann ist Russland der Gegner in der Berliner Mercedes-Benz-Arena. “Russland ist noch mal eine Kategorie höher als Brasilien”, sagt Wolff, “wir werden uns Schritt für Schritt steigern müssen, wenn wir bei der WM Erfolg haben wollen.”

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