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Feinstaub und Stickoxide: Schiffe pusten Schadstoffe in der Luft, sind aber nur schwer umzurüsten

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Es wird viel debattiert über schmutzige Dieselautos, Feinstaub und Stickoxide in den Städten. Doch welchen Anteil an der Luftbelastung haben Güterschiffe und „Vergnügungsdampfer“ auf dem Rhein?

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MAINZ/BERLIN – Es wird viel debattiert über schmutzige Dieselautos, Feinstaub und Stickoxide in den Städten. Doch welchen Anteil an der Luftbelastung haben Güterschiffe und „Vergnügungsdampfer“ auf dem Rhein? Das Thema blieb bislang unterbelichtet, zu Unrecht. Denn die Schiffe, die über Rhein und Mosel tuckern, sind sehr alt. Die Flotten werden aber kaum erneuert. Und die Umrüstung der Motoren auf Katalysatoren und Partikelfilter ist eher schwierig, weil in den Maschinenräumen meist gar kein Platz dafür ist.

Stau im Mainzer Zollhafen sorgte für höhere Werte

Zu den Fakten: In Rheinland-Pfalz gibt es davon nicht allzu viele. Das Umweltministerium in Mainz kann nicht benennen, wie hoch der Anteil der Binnenschifffahrt am Ausstoß von Stickstoffdioxid in Mainz, Koblenz und Ludwigshafen ist. Die Behörde geht aber davon aus, dass der Anteil „eher gering“ ist, wie aus einer parlamentarischen Drucksache hervorgeht. Eine starke Erhöhung der Werte gab es im Januar 2011: An der Loreley war ein Säuretanker havariert. Im Zollhafen Mainz staute sich der Schiffsverkehr. Doch daraus lasse sich keine generelle Aussage treffen, befindet das Ministerium. Neuere Zahlen finden sich in der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag. Von 2016 auf 2017 ist der in die Luft geschleuderte Dreck in der Binnenschifffahrt demnach gestiegen. So stieg die Zahl der ausgestoßenen Stickoxide von knapp 22900 Tonnen auf 23500 Tonnen. Damit stieg auch der Anteil der Binnenschifffahrt am gesamten Stickoxid-Ausstoß des innerdeutschen Verkehrs von 4,7 Prozent auf 5,2 Prozent. Beim Feinstaub ging die Zahl von 585 auf 595 Tonnen hoch. Der Anteil am gesamten Feinstaub, der vom innerdeutschen Verkehr ausgestoßen wird, blieb unverändert bei 1,5 Prozent. Die Zahl bei Schwefeldioxid blieb mit acht Tonnen unverändert. Beim Kohlenmonoxid ging es von 4120 auf 4170 Tonnen hoch.

Die Bundesregierung unterteilt bei ihren Erhebungen in Frachtschiffe, Passagierschiffe und Arbeitsschiffe. Die Zahl der Frachter blieb die vergangenen Jahre relativ stabil. Für 2019 waren etwas mehr als 1200 Frachter registriert. 1190 Passagierschiffe tummeln sich auf deutschen Flüssen, auch hier gab es in den vergangen en Jahren kaum Bewegung nach oben oder unten. Zudem waren 156 Arbeitsschiffe registriert.

Die Schiffe sind im Durchschnitt ziemlich alt. Bei Frachtschiffen beträgt dieses 43,4 Jahre; die Passagierschiffe haben im Schnitt 46,9 Jahre auf dem Buckel. Gleichzeitig kommen kaum neue und saubere Modelle hinzu. Zwölf neue Frachter und sechs neue Passagierschiffe waren es gerade einmal im vergangenen Jahr. Damit wird es nicht wirklich sauberer auf dem Rhein. Die Schiffe haben ähnliche Motoren wie Lkw und fahren mit Straßendiesel. Zwar hat die EU die Grenzwerte für die Schiffe erhöht. „Stichproben von Experten haben aber ergeben, dass kaum eines der untersuchten Schiffe beispielsweise den Grenzwert für Stickoxid einhält“, schreibt die Zeitung „Welt“.

Ehrgeizige Ziele der Bundesregierung

Damit dürfte es für die Bundesregierung schwer werden, ihre selbst gesetzten Ziele für die Binnenschifffahrt umzusetzen: So sollen die Treibhausgase und Schadstoffe bis 2035 um 35 Prozent im Vergleich zu 2015 reduziert werden. Bis 2050 sollen die Klimagase sowie sonstige Schadstoffe „weitgehend beseitigt“ werden. Zudem seien auf der Basis eines deutschen Vorschlags technische Vorschriften für den Einsatz von Elektroantrieben in Binnenschiffen verabschiedet worden. Und weiter: „Nach den derzeit vorliegenden Prognosen werden sich gegenüber 2017 sowohl die Stickoxid- als auch Feinstaubemissionen, die von Binnenschiffen verursacht werden, bis zum Jahr 2020 um zehn Prozent und bis zum Jahr 2027 um 30 Prozent verringern.“

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