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Ein Enzym gegen die Atemnot

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Nach Rückenmarksverletzungen droht oft ein Ausfall der Atemmuskeln. Ein jetzt an Ratten getestetes Enzym könnte das verhindern.

Ein Enzym lässt durchtrennte Nervenzellen – nach einer Querschnittslähmung – neue Verbindungen knüpfen, haben Forscher bei…

Nach Verletzungen des Rückenmarks drohen oft lebensgefährliche Atemlähmungen. Nun ist es einer Forschergruppe um Philippa Warren von der Case Western Reserve University in Cleveland erstmals gelungen, die Atmung schon längerer Zeit gelähmter Ratten mit Hilfe eines Enzyms zu verbessern. Der Ansatz könnte auch Menschen mit Querschnittslähmung zugute kommen.

Mehr als die Hälfte rückenmarksverletzter Menschen hat Atemprobleme. Besonders wenn die oberen Wirbel betroffen sind, stellen diese Probleme eine große Belastung für Betroffene und Versorgende dar. So muss etwa überschüssiger Schleim abgesaugt werden, sonst droht Ersticken – die häufigste Todesursache bei Rückenmarksverletzungen.

Bei Unfällen, die das Rückenmark schädigen, werden oft Nervenbahnen verletzt, die die Atemmuskulatur kontrollieren. Dadurch können die Muskeln, die für das Ein- und Ausatmen sorgen, oft nicht mehr vollständig gesteuert werden. Bis jetzt wurde davon ausgegangen, dass die verletzten Nerven schnell absterben, wenn sie etwa durch Narbengewebe daran gehindert werden, sich rasch wieder mit anderen Nerven zu verbinden.

Enzym stimuliert das Wachstum von Nervenzellen

Offenbar führt das ins verletzte Rückenmark injizierte Enzym jedoch sowohl zum Abbau von Narbengewebe als auch zum Wachstum neuer Nervenzellen. Diese Neuronen müssen in die Lage versetzt worden sein, neue Verknüpfungen zu bilden, um die verletzte Stelle zu überbrücken. Denn selbst diejenigen Ratten, deren Zwerchfell vorher vollständig gelähmt war, gewannen die Kontrolle über ihre Atmung zurück. Eine einzige Injektion des Enzyms reichte dafür aus. Der Effekt war auch noch sechs Monate danach messbar, schreiben die Forscher im Fachblatt „Nature Communications“.

Behandlung auch länger zurückliegender Verletzungen möglich

Das eingesetzte Enzym „Chondroitinase ABC“ ist schon länger bekannt als eine Substanz, die Narbengewebe abbaut. Wie es Nervenzellen zum Wachsen anregt, darüber können die Forscher bislang nur spekulieren. Der Einfluss des Enzyms auf die Nervenzellen sei aber daher bemerkenswert, weil die Chondroitinase ABC auch Neurone in jenen Ratten wiederbelebt, die bereits seit anderthalb Jahren querschnittsgelähmt waren. Die Daten belegen, so die Forscher, mit welcher Leichtigkeit ein wichtiges Bewegungssystem zur Normalfunktion zurückfinden kann, selbst Monate und Jahre nach einer Verletzung. Bevor das Enzym beim Menschen einsetzbar ist, sei jedoch weitere Forschung nötig.

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