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Die Folgen der Epidemie von Fake News

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Übers Internet verbreiteter Irrglaube über Impfungen gefährdet die Erfolge gegen Infektionskrankheiten.

Mit Impfprogrammen, wie hier in einer Gesundheitsstation in Rukogo in Burundi gegen Tuberkulose, lässt sich die…

Das Gerede um angebliche Nebenwirkungen geprüfter Impfstoffe erschwert zunehmend den Kampf gegen Infektionskrankheiten in Entwicklungsländern. Das sagte Seth Berkley, Geschäftsführer der Impfallianz Gavi, auf dem zehnten „World Health Summit“ in Berlin. In diesen Ländern kursieren durch Social Media und Internet verbreitete, nachweislich falsche Behauptungen, bestimmte Vakzine würden mitunter Autismus oder andere Nebenwirkungen auslösen. Das gefährde das Vertrauen der Bevölkerung in Ärzte, Wissenschaft und Arzneimittelhersteller, sagte Berkley.

Dabei seien Menschen in vielen Entwicklungsländern auf die Impfungen eigentlich besonders angewiesen. Infektionskrankheiten wie Diphtherie, Tetanus oder Keuchhusten sind in ihren Heimatländern noch weiter verbreitet als hierzulande.

2,5 Millionen Menschenleben gerettet

Die Erfolge der Impfprogramme der vergangenen Dekade seien objektiv messbar, betonte Berkley. „Vor 15 Jahren konnten wir nur sagen, dass Investitionen in Impfprogramme eine gute Sache sind“, sagte Berkley. Heute könne man selbst die größten Skeptiker mit Zahlen vom Sinn der Ausgaben überzeugen: Allein dadurch, dass mit Hilfe von Gavi 2016 und 2017 rund 127 Millionen Kinder geimpft wurden, seien schätzungsweise 2,5 Millionen Menschenleben gerettet worden. Bis 2020 sollen von Gavi geförderte Programme, für die Länder sowohl finanzielle als auch strukturelle Hilfe erhalten, 300 Millionen Menschen mit Impfschutz versorgen. Bis zu sechs Millionen Menschen, insbesondere Kindern, wird so eine Zukunft eröffnet.

Man habe in den vergangenen Jahren viel erreicht, sagte Gayle Smith von der Lobby-Organisation One, gegründet unter anderem von U2-Musiker Bono, die Politiker zur Bekämpfung von Armut und vermeidbaren Erkrankungen zu mobilisieren versucht. Das sei auch den ambitionierten Zielen geschuldet, die sich die Weltgesundheitsorganisation WHO gesteckt hat – etwa die Ausbreitung der Tuberkulose bis 2030 zu „beenden“.

Aber auch die Erfolge in einigen Ländern hätten Nachbarstaaten zur Nachahmung ermutigt. Nichtsdestotrotz sei jetzt ein kräftiger Schub nötig, um die letzten Hindernisse zum Erfolg zu überwinden. „Man kehrt nicht auf dem halben Weg zum Mond um, weil es bis dahin gut lief“, so Smith. Dazu seien mehr Investitionen nötig, denn seit 2014 stagnierten die Hilfen und die Haushaltsinvestitionen von Ländern mit niedrigem Einkommen könnten mit dem steigenden Bedarf nicht mithalten. Lediglich 24 US-Dollar würden dort pro Kopf und Jahr in Gesundheitsversorgung investiert, Hilfen belaufen sich auf nur 36 US-Dollar pro Kopf und Jahr – während wohlhabende Länder zum Vergleich etwa 3600 US-Dollar dafür ausgeben.

One begrüße daher den “Global Action Plan”, den die WHO auf dem World Health Summit vorstellte und der vorsieht, dass alle Akteure der globalen Gesundheit bis September 2019 einen gemeinsamen Plan zur Umsetzung des dritten UN-Nachhaltigkeitsziels – “Gesundheit für alle” – vorlegen. “Damit dieser Fahrplan erfolgreich sein kann, muss er ehrgeizige, messbare und zeitgebundene Ziele beinhalten – und alle Gesundheitsakteure in die Pflicht nehmen.” Deutschland gehe mit den 115 Millionen Euro, mit denen die WHO in den kommenden vier Jahren unterstützt werden soll, den richtigen Weg. Gelegenheit, ihn weiterzugehen, gäbe es bereits auf der Finanzierungskonferenz für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria GFATM.

Malaria zu bekämpfen, schützt auch vor Ebola

Das dient nicht zuletzt dem eigenen Schutz der Geberländer – etwa vor globaler Ausbreitung von Ebola-Ausbrüchen, wie derzeit im Kongo. Es mache zwar keinen Sinn, westafrikanische Länder zu überreden, mit ihren begrenzten Ressourcen nur solch seltenen Krankheiten vorzubeugen und darüber ständige Bedrohungen wie Malaria zu vernachlässigen, sagte Peter Sands vom GFATM: „Aber die Strukturen, die wir schaffen, um wirksam Malaria zu bekämpfen, sind im Grunde die gleichen, die wir brauchen, um Ebola im Fall der Fälle bekämpfen zu können.“ Sich nur auf Krankheiten zu konzentrieren, die Europa bedrohen könnten, „damit werden wir keinen Erfolg haben.“

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