Wissen und Technik

Der Start ins Studium fällt oft schwer

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Das Studium organisieren, den Leistungsanforderungen entsprechen, sich auf Prüfungen vorbereiten: Damit tun sich Erstsemester schwer, zeigt eine neue Studie. Unis helfen aber besser als früher.

Mehr als 500 000 Studienanfänger starteten im vergangenen Jahr an deutschen Hochschulen.

An der Uni tun sich Lina und Paul erstmal schwer. Gerade haben sie ihr erstes Semester begonnen. Die Orientierungswoche haben sie aufmerksam mitgemacht, studentische Tutoren stehen ihnen mit Rat und Hilfe beiseite. Das erste Studienjahr durchzuplanen und sich auf die ersten Prüfungen vorzubereiten, bereitet ihnen dennoch Schwierigkeiten. Trotz aller Anlaufprobleme sind die beiden aber insgesamt ziemlich zufrieden mit der Starthilfe ihrer Hochschule. Zufriedener jedenfalls als die Kohorte vor ihnen.

Die typischen Erstsemester

So wie Lina und Paul muss man sich die typischen Erstsemester an deutschen Hochschulen vorstellen: Dieses Bild von den Studienanfängern und Studienanfängerinnen zeichnet eine Sonderauswertung des 12. Studierendensurveys der Universität Konstanz im Auftrag des Bundesforschungsministerium. Die Sonderauswertung wurde am Freitag vorgestellt (hier die gesamte Auswertung); die Hauptstudie war bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht worden.

Insgesamt 647 Studienanfänger wurden befragt. Gerade weil immer mehr an die Hochschulen kommen – mehr als 500 000 waren es 2014, während die Zahl 2006 noch bei 345 000 lag – und weil die Studierenden immer heterogener werden, sei die Studieneingangsphase wichtiger als je zuvor, heißt es in der Studie. Schon ganz zu Beginn werde der Grundstein für ein erfolgreiches Studium gelegt. Schließlich müssten die Studierenden mit ihren unterschiedlichen Vorkenntnissen auf ein Niveau gebracht werden.

Das Studium im voraus planen – das fällt schwer

Insbesondere an den Universitäten stehen Studienanfänger vor Hürden, etwas seltener an Fachhochschulen. Mehr als zwei Drittel der Erstsemester an den Unis geben an, sich schwer zu tun, Prüfungen effizient vorzubereiten. Das gilt übrigens bis weit in das zweite Studienjahr hinein. Mit den Leistungsanforderungen im Fachstudium haben 63 Prozent an den Universitäten Schwierigkeiten (FHs: 45 Prozent). 53 Prozent können ihr Studium nicht ohne Probleme über ein bis zwei Jahre im voraus planen (FHs: 47 Prozent). Immerhin 41 Prozent der Uni-Studierenden sagt, sie bräuchten Hilfe, um schriftliche Arbeiten anzufertigen.

Ansonsten fühlen sie sich aber an der Uni wohl. Beispielsweise fällt es ihnen leicht, soziale Kontakte zu Kommilitonen herzustellen. Nur jeder Fünfte nennt das als Problem. Allerdings beklagen 24 Prozent an den Unis das Fehlen fester Arbeitsgruppen (hier ist der Wert bei den Fachhochschulen mit 30 Prozent übrigens höher). Beim Umgang mit Lehrenden haben nur 17 Prozent Schwierigkeiten.

Hochschulen helfen besser als früher

Trotz aller immer noch bestehenden Probleme bei der Organisation des Studiums: Studienanfänger von heute bewerten das Unterstützungsangebot der Hochschulen besser als noch im Jahr 2007 – auch wenn Luft nach oben bleibt. So ist der Anteil derjenigen, die sich noch mehr Brückenkurse wünschen, von 70 auf 50 Prozent gesunken. In Brückenkursen arbeiten Studierende Wissenslücken aus der Schule auf.

Mehr Tutorien fordern 57 Prozent, 2007 waren es noch 67 Prozent. Intensiver durch Lehrende betreut werden wollen 56 Prozent (2007: 72 Prozent), häufigere Lehrveranstaltungen im kleineren Kreis wünschen sich 63 Prozent (minus zehn Prozent). Die Hälfte sagt, Studieninhalte müssten konzentriert werden; 64 Prozent sagen, ihre Studiengang brauche einen stärkeren Praxisbezug (2007: 74 Prozent). Die meisten bezeichnen diese Wünsche als “eher dringlich” – während 2007 viel mehr von “sehr dringlichen” Änderungswünschen sprachen.

Die Studierenden, die die Hilfen der Hochschulen nutzen, bewerten diese auch durchgehend positiv. Zwischen 60 und 80 Prozent geben an, die jeweiligen Kurse hätten ihnen genutzt. Studierende besuchen dabei eher niedrigschwellige Angebote wie Orientierungswochen oder Tutorenwochen. Brückenkurse oder propädeutische Kurse in fachliche Grundlagen des Studiums nutzen dagegen nur ein Drittel der Studierenden, wenn diese Formate angeboten werden. Ob das womöglich auch daran liegt, dass es doch zu weniger dieser Kurse gibt, lässt die Studie offen.

“Eine bessere Art des Studienbeginns”

Alles in allem werten die Konstanzer Hochschulforscher die Befunde als positiv: “Insgesamt sind die Veränderungen im Vergleich zu 2007 so umgreifend, dass von einer anderen, vor allem besseren Art des Studienbeginns gesprochen werden darf.” Die Veränderungen würden durchaus den Kritikpunkten von Studierenden entsprechen, die diese während des Bildungsstreiks 2009/10 vorgetragen hätten.

Hochschulen sollten die Befunde als Ermutigung sehen, mehr Hilfen anzubieten. Studienanfängerinnen und Studienanfänger wiederum wird geraten, die Angebote auch nutzen. “Da sollten sie öfters auf ihre Kommilitonen hören, die damit ganz überwiegend positive Erfahrungen gemacht haben”, resümieren die Wissenschaftler.

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