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Auch Tierärzte sind auf dem Land Mangelware

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Vom Veterinär wird einiges gefordert: Er soll nicht nur die Tiere ärztlich gut behandeln, sondern für den Halter auch Vertrauensperson und Seelentröster sein.

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) – Nicht nur für Menschen, auch für Tiere gibt es auf dem Land zu wenig Ärzte. «Die Bereitschaft, ländlich zu arbeiten, ist auch bei Veterinären nicht sehr groß», erklärte die Pressesprecherin des Deutschen Tierärzteverbands in Frankfurt, Astrid Behr, anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Vereinigung. Etwa 300 Gäste feierten den runden Geburtstag am Mittwoch im Kaisersaal des Frankfurter Römer, wie der Verband mitteilte. Die Festveranstaltung sei auch Anlass gewesen, um die aktuellen Herausforderungen des Berufs anzusprechen.

So entwickele sich der Beruf des Veterinärs immer mehr zur Frauensache, zwischen 80 und 90 Prozent der Studenten seien weiblich, sagte Sprecherin Behr. «Zwecks Familienplanung wollen die Frauen eher im städtischen Bereich bleiben», sagte Behr. In Hessen arbeiten laut Auskunft der Tierärztekammer knapp 1000 niedergelassene Veterinäre, etwa zwei Drittel von ihnen sind Frauen. Die meisten von ihnen kümmern sich ausschließlich um Kleintiere.

Noch vor Jahrzehnten dominierten bei den Veterinären Männer das Geschehen, sie behandelten alle Tiere vom Hamster bis zum Bullen. Doch diese Bandbreite ist heute nicht mehr gefragt, der Trend geht auch in der Tiermedizin zur Spezialisierung. So gibt es Veterinäre, die nur Fische oder Vögel behandeln. Andere verdienen ihr Geld, indem sie ausschließlich die Zähne von Pferden bearbeiten.

«Es gibt mittlerweile etwa 100 mögliche Spezialisierungen», sagte Behr. «Das hat auch damit zu tun, dass man immer mehr über Tiere weiß. Eine Person kann das nicht mehr alles leisten.» Mittlerweile werden für Tiere fast alle Behandlungen angeboten, die es auch für Menschen gibt. Zur Diagnose geht es ins MRT, künstliche Hüften werden eingesetzt und kranke Nieren entfernt, krebskranke Tiere werden mit Chemotherapie behandelt.

Dabei steigen laut Behr die Ansprüche auch an den Tierarzt auf dem Lande. Das kann Diederik Vogelezang, Tierarzt mit eigener Praxis in Usingen im Hochtaunuskreis, nur bestätigen. Es sei nicht nur so, dass natürlich die bestmögliche medizinische Behandlung gefordert werde, berichtete er. «Gewünscht wird ein Terminangebot quasi um jede Uhrzeit, morgens um sieben und abends um zehn.» Auch sei nicht nur das fachliche Wissen gefragt, der Tierarzt vor Ort sei auch eine Vertrauensperson und ein Seelentröster. «Ich muss individuell auf die Leute eingehen.»

Reich wird man als Tierarzt eher selten. Angestellte Veterinäre beginnen meist mit etwas mehr als 2000 Euro brutto im Monat. Die Arbeitstage sind oft lang, hinzu kommen Nacht- und Wochenenddienste. Beruf und Familie zu vereinbaren, ist daher in vielen Fällen schwierig. Wer sich selbstständig macht, muss laut Behr erstmal ordentlich in die Tasche greifen. Eine Erstausstattung kann mehrere hunderttausend Euro kosten. Hinzu kommen laufende Kosten für die Miete der Praxisräume und die Angestellten.

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